Wie wir alles auf den Kopf gestellt haben
Dieses Jahr war für alle ein Jahr der Herausforderungen. In solchen Zeiten sucht man noch mehr nach der Sinnhaftigkeit und ob das was man tut einen Mehrwert bietet oder nicht.
Zumindest haben wir uns diesen Fragen unterzogen und nochmal einiges auf den Kopf gestellt.
„Stelle das beste Produkt her, belaste die Umwelt dabei so wenig wie möglich und inspiriere andere, diesem Beispiel zu folgen, um Lösungen zur aktuellen Umweltkrise zu finden.“ Patagonia Gründers Yvon Chouinard
Inspiriert dazu hat uns unsere Freundin Mareen von MYMARINI, die uns die Philosophie des Patagonia Gründers Yvon Chouinard ans Herz gelegt hat. Man hat eine Verantwortung als Unternehmen, solle nicht versuchen etwas zu sein was man nicht ist, und hinterfragen welche Auswirkungen die Produktion der eigenen Produkte tatsächlich hat. Für uns hat dies nochmal dazu geführt, Fragen zu stellen und die Lieferketten aufzuräumen.
Angefangen haben wir bei unserer Weberei. Es gibt nur noch sehr wenige Webereien in Deutschland - daher sind wir stolz mit einer der wenigen zusammenzuarbeiten. Die traditionsreiche Weberei mit angegliederter Färberei setzt seit 25 Jahren auf Baumwolle aus kontrolliert-biologischem Anbau (kBA) und ist gemäß dem Global Organic Textile Standard zertifiziert. Zum ersten mal haben wir für unsere eigenen Kollektionen Stoffrollen in größerer Menge in unseren Farben anfertigen lassen. Erst ab einer bestimmten Abnahmemenge kann man noch extra Wünsche äußern, die Farben speziell anmischen lassen um die 100% kBA Baumwolle und den 100% Leinen am Ende noch extra sevophob ausrüsten zu lassen. Das heisst, sie wasserfest imprägnieren zu lassen.
Im zweiten Schritt ging es nun um die Lieferketten der Lederindustrie. Fragt man in den Gerbereien nach, herrscht große Ahnungslosigkeit wie die Tiere gehalten wurden und wie sie letztlich zu Leder verarbeitet werden. Aussagekräftige Antworten findet man nicht. Angespornt vom kanadischen Patagonia Gründer haben wir uns dahinter geklemmt und uns Stück für Stück durchtelefoniert bis wir fündig wurden.
Unsere Ledermanufaktur in Brandenburg gab uns schließlich den entscheidenden Tipp mit einer Familiengeführten Gerberei aus Süddeutschland zusammen zu arbeiten. Diese gerbt auf Anfrage Rinderhäute, die ausschließlich aus artgerechter, biologischer Haltung stammen, also von kontrollierten Biohöfen aus Süddeutschland. Und hier geht es nicht nur um das Futter, welches die Tiere bekommen, die Fütterung besteht aus Heu und Gras, Grassilage und zur Ergänzung Getreideschrot, sondern, die zertifizierten Landwirte halten die Tiere unter besonders strengen Vorgaben. Die Liegefläche ist mit Stroh eingestreut und es muss doppelt so viel Platz wie in herkömmlichen Ställen gewährleistet sein. Den Sommer über grasen sie auf der Weide. Daher kann das natürliche Leder letztlich Merkmale aufweisen. Dies ist kein Defekt oder Fehler, sondern an den Spuren des Leders kann man einfach sehen, dass die Tiere fast das ganze Jahr draussen verbracht haben.
Der kleine Betrieb zeigt, dass Rücksicht auf die Würde des Tieres profitabel sein kann. Für die artgerechte Haltung und schonende Schlachtung verlangen sie einen geringen Aufpreis, den die Kunden bereit sind zu zahlen, denn immer mehr Menschen wollen mit gutem Gewissen Fleisch essen. Es wird wirklich alles verwertet und die Häute werden dann an die Gerberei ein paar Orte weiter zu Leder verarbeitet. 
Gegerbt wird das Naturleder rein pflanzlich mit Tanninen, die aus Pflanzen wie Rinde, Holz, Samen oder Pflanzen gewonnen werden. Der schöne Kastanienbraune Cognac Ton und das Naturleder werden nur gefettet und Natur belassen. Schwarz wird fassgefärbt und dann gefettet. Diese schonende Verarbeitung erhält die natürliche Oberflächenstruktur. Der Griff bleibt geschmeidig, das Leder ist extrem stabil und dick und dennoch schön weich. Dieses Naturleder gilt darum als kostbare Rarität. Es geht um die Schönheit des Leders, die ohne viel "dazu tun" auskommt.
Das pflanzlich gegerbte Leder entwickelt mit der Zeit eine schöne Patina, ein Prozess, der ganz sanft stattfindet und der Ledertasche Leben und Charakter verleiht.
